Bereits ihr Name verrät die Aufgabe der Reizwäsche. Ihr Anblick und ihre angenehme Haptik dienen dazu, das Gegenüber lustvoll zu reizen. Damit das gelingt, zeichnen sich die Wäschestücke durch aparte Schnitte, edle Materialien und raffinierte Extras aus.
Bei Reizwäsche handelt es sich um eine Unterkategorie der Dessous. Daher verwundert es nicht, dass die Geschichte beider eng miteinander zusammenhängt. Im 20. Jahrhundert hielt der Begriff „Dessous“ im deutschen Sprachgebrauch Einzug. Ungefähr zur gleichen Zeit entstand das aus dem Französischen stammende Wort „Lingerie“, das edle und elegante Reizwäsche meint.
Wie die Wäsche zu ihrem Reiz kam
Wann wurde aus der Wäsche Reizwäsche? – diese Frage beschäftigt vermutlich wenige Frauen, die nach sexy Dessous suchen. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Geschichte des reizvollen „Untendrunter“. Diese begann Jahrhunderte, bevor sich die Begriffe Dessous, Lingerie oder Reizwäsche entwickelten.
Unterwäsche erfüllt grundsätzlich den Zweck, die primären und sekundären Geschlechtsteile von Mann und Frau zu schützen. Dieser Schutz bezieht sich auf Schmutz, Temperatureinwirkung und fremde Blicke.
Nach dieser Definition beginnt die Geschichte der Wäsche mit den berühmten Feigenblättern, mit denen Adam und Eva voreinander ihre Reize verbargen. Laut Bibel fanden sie neben dem Apfelbaum den Feigenbaum im Paradies vor. Nach dem Verzehr der verbotenen Frucht – des Apfels – erkannten sie, dass sie nackt waren. Daraufhin nahmen sie die Blätter des Feigenbaums und fertigten sich daraus je einen Schurz.
Die erotischen Reize von Mann und Frau zu verbergen, soll züchtig wirken. Allerdings geht der knappe Sichtschutz oft mit einer erotisierenden Wirkung einher. Das erkannten zahlreiche Künstler. Seit dem 15. Jahrhundert erhielten zunächst nackt dargestellte Skulpturen und Bilder eine optische Abschirmung der Genitalien. Was als kirchliches Dekret begann, legte den Grundstein für die heutige Reizwäsche für Damen und Herren.
Wie entstand die reizende Wäsche?
Dessous und Lingerie entwickelten sich aus der klassischen Unterwäsche. Vorformen dieser trugen bereits die Urmenschen, um ihre empfindlichen Hautstellen zu schützen. Der Schutz der Genitalien steht bei Reizwäsche für Herren und Damen allerdings nicht an erster Stelle. Sie dient dazu, körperliche Reize in Szene zu setzen.
Als erstes Wäschestück, das diesen Zweck erfüllen sollte, kam im antiken Griechenland das Strophium auf. Frauen banden sich die lederne Brustbinde um den Busen, damit dieser unter ihrer Kleidung voller und wohlgeformter wirkte.
Im 13. Jahrhundert boten Weißzeughändler Hemden aus Leinen an. Diese trugen Männer und Frauen unter ihrer Alltagskleidung. Zum Teil erhielt diese Urform der Unterwäsche individuelle Verzierungen. Mit den bestickten Wäschestücken nahm die eigentliche Geschichte der Lingerie ihren Anfang.
Die Entwicklung vom reizlosen Schnürmieder zu reizvollen Dessous
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hielt das Schnürmieder in der europäischen Damenmode Einzug. Zunächst bestand es aus weichem Stoff und reichte bis kurz unter die Brust. Seine Aufgabe war es, den Busen anzuheben.
Ab dem 16. Jahrhundert dominierte in Europa die Mode des spanischen Hofs. Fortan trugen vornehmlich wohlbetuchte Damen das aus mehreren Leinenschichten bestehende Schnürleibchen. Dieses erhielt für die zusätzliche Steifheit im Frontbereich Schienen aus Holz, Metall oder Fischbein.
Anders als die heutige Reizwäsche von INTIMISSIMI und anderen Marken fungierte dieses Leibchen als Abschirmung femininer Reize. Es sollte den Busen flach drücken, um dem weiblichen Körper eine knabenhafte Form zu verleihen.
Aus dem Schnürleibchen ging schließlich das Korsett hervor. Durch den Einfluss französischer Mode wiesen diese Kleidungsstücke zur Zeit des Barocks wieder tiefere Ausschnitte auf. Sie sollten den Busen in Form bringen und das Dekolleté in Szene setzen. Ende des 17. Jahrhunderts verschwanden die Brustkörbchen vieler Korsetts ganz. Fortan diente die steife Unterkleidung hauptsächlich dazu, die Taille optisch zu verschmälern.
Form und Materialauswahl der Korsetts veränderten sich im Laufe der Zeit. Bis ins 20. Jahrhundert gehörten sie jedoch zur selbstverständlichen Unterbekleidung der Frau. Einige Modelle wurden verlängert, sodass sie bis über die Hüfte reichten. Sie schnürten die Frauen im Bauch- und Hüftbereich stark ein. In der Folge entstand die „S-Linie“, eine „erzwungene“ Körperform mit extremem Hohlkreuz. Obgleich hauptsächlich Frauen die Korsetts trugen, verwendeten im Biedermeier auch einige Männer das Kleidungsstück, um die eigene Figur zu optimieren.
Erst mit dem im späten 19. Jahrhundert patentierten Büstenhalter verlor das Korsett langsam an Bedeutung für die Damenwelt. Allerdings begann die Serienproduktion des BHs erst im Jahr 1912. Anders als sexy Reizwäsche erfüllte der Büstenhalter zunächst einen rein funktionalen Zweck. Heute gliedert sich die Unterwäsche jedoch in die praktische und die erotische Variante.
Die elegante Reizwäsche für Damen und Herren besteht aus Stoffen, die bei Alltagswäsche aus praktischen Gründen weniger Verwendung finden. Dazu gehören:
- Seide
- Spitze
- Tüll
- Satin oder
- Samt
Die weichen, schimmernden Materialien dienen dazu, den Blick gezielt auf die bedeckten Körperstellen zu lenken. Bei den Damen betont die Reizwäsche den Busen, den Intimbereich und den Po. Bei Männern soll sie die Aufmerksamkeit vornehmlich auf den Penis ziehen.
Wie sieht Reizwäsche für Herren und Damen aus?
Der Übergang von Dessous und Reizwäsche verläuft fließend. Die Materialwahl, das Design und die Farbe entscheiden, ob und wie BH und Slip erotisierend wirken. Neben transparenten, geschmeidigen und glänzenden Materialien besitzt Lingerie häufig Spitzeneinsätze oder raffinierte Cut-Outs. Bei Reizwäsche aus dem Fetisch- und BDSM-Bereich betonen diese Extras die Brustwarzen, die Vulva sowie den Po.
Büstenhalter aus der Kategorie Reizwäsche formen und betonen das Dekolleté provokativer als klassische Dessous. Zu den hauptsächlich vertretenden Designs zählen die Balkonette sowie die Halbschalen-BHs. Ebenfalls gehen BH-Einlagen mit Push-up-Effekt mit einer optisch reizvollen Wirkung einher, da sie den Busen scheinbar vergrößern. Bei Reizwäsche für große Größen besitzen die BHs unterhalb der Cups oft einen Bügel aus Kunststoff oder Metall. Dessen Aufgabe besteht darin, die Brüste anzuheben und zu stützen.
Zusätzlich kann die Farbauswahl bei Dessous entscheiden, ob diese zur sexy Reizwäsche zählen. Zu den erotisch wirkenden Farben gehören Schwarz und Rot. Alternativ sollen andere dunkle Töne – Blau, Grün oder Violett – der Trägerin der Wäsche eine geheimnisvolle Note verleihen. Weiß und andere helle Nuancen kommen bei Reizwäsche oft kombiniert mit gewagten Schnitten zum Einsatz. Sie betonen einen Kontrast – jenem zwischen der „Farbe der Unschuld“ und dem erotisierenden Reiz des Designs.
Suchen Kunden bei Lascana oder Hunkemöller nach Reizwäsche, stehen neben Dessous weitere Kleidungsstücke zur Auswahl. In der Damenmode bezieht sich der Begriff im weiteren Sinne auf:
- Korsage und Korsett
- Mieder und Büstenhebe
- Strapsgürtel und Strümpfe
- Strumpfbänder
- Netzstrumpfhosen und Ouvert-Strumpfhosen
- Catsuits
- Babydolls und Negligés
Als Reizwäsche für Frauen mit Bauch kommt das Unterbauchkorsett infrage. Durch die zahlreichen Formen und Designs der sexy Wäsche empfiehlt diese sich für jeden Figurtyp. Dementsprechend finden Damen in vielen Onlineshops wie dem von Bonprix Reizwäsche in großen Größen.
Reizwäsche für Herren zeigt sich im Vergleich zur Damenmode weniger vielfältig. In die Kategorie fallen:
- Tangas und Strings
- Netzshirts
- Thongs (Strings)
- Jockstraps
Ein weiteres Beispiel sind die Chaps, bekannt aus der Zeit der Cowboys. Der Begriff bezeichnet ein Beinkleid aus Leder, Lack oder Stoff, das den Gesäßbereich freilässt. Vorwiegend in der BDSM-Szene eignet sich das Kleidungsstück, um den Zugang zum Po des Mannes zu erleichtern. Als Pendant zum BH der Frau kann im Fetischbereich der Harness für den Mann angesehen werden.
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