Volksmarine
In diesem Jahr jährt sich zum 60. Mal der Tag der Namensverleihung "VOLKSMARINE" an die ehemaligen Seestreitkräfte der DDR.
Der Verband zur Pflege der Traditionen der NV/GT der DDR e.V. wird zur Erinnerung an dieses Ereignis im November eine Gedenkveranstaltung organisieren.
Dieser Name wurde den ehemaligen Seestreitkräften verliehen um Traditionen der Deutschen Arbeiterbewegung insbesondere der Leistungen der Volksmarinedivision zu ehren und zur patriotischen Erziehung zu nutzen. Die Schiffe und Boote der 1. und 4. Flottille erhielten Städtenamen. Den Schiffen, Booten und Truppenteile der 6. Flottille wurden Namen von Kämpfern der Volksmarinedivision und des antifaschistischen Widerstandes verliehen.
Die Traditionsarbeit mit diesen Namen wurde sehr unterschiedlich gehandhabt.
Ich erinnere mich:
1. die Boote auf denen ich als Kommandant fuhr, trugen den Namen ARVID HARNACK bzw. ANTON SAEFKOW. Die Biographie der Namensgeber war im Din A4 Format unter Glas in der Brücke sichtbar gemacht. An den Geburtstag sowie der Tag der Ermordung wurde zur Morgenmusterung der Besatzung erinnert.
2. Das Boot 814, Projekt 206, trug den Namen ADAM KUCKHOFF. Die Besatzung hat eine intensive Traditionsarbeit betrieben und an jährlich Treffen mit Namensträgern aus Wirtschaft und Einrichtungen aus der Republik teilgenommen bzw. selbst organisiert. Die Witwe, Greta Kuckhoff war bis zu ihrem Tod 1981 fast immer dabei und hat über die Aktivitäten von Adam Kuckhoff berichtet.
3. Mit Einführung des Gefechtsdienstes in der Flottille war immer eine Brigade im Wechsel als SSG 601 im Gefechtsdienst.
Zwei RS- und zwei TS-Boote wurden für eine Woche vergattert. Der Wechsel war donnerstags.
An das Zeremoniell erinnere ich mich wie folgt: Die Boote waren See- und Gefechtsklar, die Kontrolle durch den Stab war erfolgt, die Besatzungen in Kampfanzug See angetreten. Der SC der Brigade nahm die Vergatterung vor.
Zum Anfang aber wurde der Bootsname aufgerufen – der Kommandant nannte den Namensträger, seinen Geburts- und Todestag mit dem Zusatz ermordet am….. durch…..
Danach wurden alle Namen der Besatzungsmitglieder verlesen und jeder antwortete mit „Hier“.
Mit dem Wort Vergatterung begann die Besatzung ihren Gefechtsdienst. Das hieß 24 Std Anwesenheit an Bord und einsatzbereit zu sein.
Die Würdigung der Namensträger bei so einer Musterung war nach meiner Kenntnis beeindruckend und machte deutlich, weshalb wir den Gefechtsdienst übernahmen.
Auch im 60. Jahr der Namensnennung Volksmarine wäre interessant, wie Ihr in eurer Dienstzeit die Traditionsarbeit mit den Namensgebern erlebt habt. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere und schreibt darüber.
Traditionelle Unterschiede:
Unser Reichpietsch Köbis Denkmal in der Flottille war jedem bekannt, auch wer diese Zwei waren. Wir haben ihr Vermächtnis in Ehren gehalten.
Als die Unterstützungsgruppe der Bundesmarine bei uns aufschlug, wurde ich gefragt, was denn dieses Denkmal darstellt.
Meine Antwort wurde mit den Worten erwidert, das waren bei uns Meuterer, die mit recht standrechtlich erschossen wurden.
Damit wurde deutlich, dass das Denkmal nach dem Beitritt zur BRD nicht mehr lange stehen würde. Wann es letztendlich abgebaut wurde ist mir nicht mehr bekannt.
Eine friedliche Zeit wünscht Euch
murzy