Also fang ich mal an.
Saßnitz, die nördlichste Stadt der DDR, dort begann meine seemännische Laufbahn. Lehre zum Vollmatrosen der Hochseefischerei. 1. Lehrjahr als Bester Lehrling abgeschlossen und nun im 2. Bordpraktikum. Mulmig gings an Bord. Man hat ja vorher genug gehört von den rauen Sitten, und teils selbst erlebt, im Seemannsheim.
Augen zu und durch.
Als erstes anmelden beim Steuermann und oh Schreck, ALASKA, 2 Meter groß, Vollbart und Hände so groß wie Klodeckel. Eine Legende.
Aber ich wurde gut aufgenommen,bekam meine
Koje und einen Spind.
Mit dem Auslaufen gestaltete sich schwierig, See 6-7, auflandig, also warten. Nervosität. Wenn man nach 18.00 Uhr ausläuft, zählt der Tag nicht als Seetag.
Auf gings ca. 17.00 Uhr. Rum um die Mole und raus auf Meer, Wind von
Steuerbord. Mir fiel gleich ein, Kotzt du an
Luv kommt es wieder ruf, kotz du in
Lee geht es in die See.
Also
Backbord.
Mein Magen drehte sich, Schweiß, Brechreiz, also an
Deck, mal gucken. Es kam Galle grün und ohne Ende. Und nicht zu verheimlichen.
Lehrling auf die Brücke, Ruderwache mit Alaska. Fragt mich noch wie es mir geht, und ging dann runter und holte eine trockene Schnitte Brot. Essen und den Horizont im Auge behalten, Befehl ist Befehl. Die See beruhigte sich zur Nacht und wir setzten zum ersten Mal aus.
Das war meine erste Reise auf der Ostsee, auf einem 26 m Kutter. Nach 2,3 Tagen war ich vollwertiges Mitglied der Besatzung und stand meinen Mann.
Übrigens. Das war das erste und letzte mal, das ich auf See wegen Seegang gekotzt habe.
Andere Ursachen möchte ich hier nicht nennen.
Nach dem Einlaufen wurde ich gefragt ob ich nächste Reise wieder mitkommen will, es war mir eine Ehre mit ja zu antworten.
Hab dann das 2. Lehrjahr als Bester Lehrling abgeschlossen, und dann folgten noch diverse Fangreisen auf Dorsch und Hering. Meine letzte Fahrt war eine Überführung von Saßnitz nach Rostock. 3 Tage, Urlaub und am 02.11.1980 nach Parow. Ein Neuer Lebensabschnitt und eine neue Etappe in meiner maritimen Laufbahn.