Hallo Seeleute,
heute möchte ich für alle die, die wenig oder nichts über die speziellen Aufgaben des SHD wissen, ein paar Worte verlieren.
Wie oben schon beschrieben war der SHD eigentlich für Seekarten und Seezeichen im Allgemeinen zuständig. Zu damaliger Zeit gab es sehr viel mehr Seezeichen als heute. Die Befeuerungen der Leuchttonnen wurden mit Propangaslampen (Glühstrumpf) betrieben, ähnlich auch wie Signalbeleuchtungen der Bahn. Wenn die Gasflaschen leer waren, mussten sie ausgetauscht werden, wenn die
Kennung nicht mehr stimmte, musste nachgeregelt werden. Dafür wurden die Seezeichenkontrollboote eingesetzt. War die Reparatur auf See nicht möglich, wurden Teile oder die ganze Tonne auf den Tonnenhof verbracht.
Hier gab es Werkstätten mit verschiedenen Fachleuten für Steuerung und Regelung und Metallbearbeitung und die auch von außen sichtbaren Lagereinrichtungen, also den eigentlichen „Tonnenhof“. Zwei Frauen und ein Mann waren (zu meiner Zeit) damit beschäftigt, Tonnen in mühsamer Handarbeit mit Pressluft betriebenen Werkzeugen von Bewuchs und Rost zu befreien und danach wieder mit Farbe zu behandeln.
Das ganze Areal war extra eingezäunt und hatte am Tor im Wechsel zwei Pförtner. Alle Beschäftigten des Tonnenhofes waren Zivilangestellte.
Auf diesem Areal stand ebenfalls die Baracke der (uniformierten) Funkpeilabteilung mit 20 Mannschaftsdienstgraden, zu der ich gehörte. Dazu kam ein Fuhrpark mit drei Ural Koffer (später drei SIL Koffer), ein P3 und einer Dieselameise zum Essen holen:
Messe früh und abends für uns allein, mittags gemeinsam mit den Zivilisten in unserer Baracke.
Die Führung des Ganzen mit Vermessungsbüro, Buchhaltung und anderen Fachdiensten und Waffenkammer war im Stabsgebäude neben der Fähre untergebracht. Waffenkammeroffizier war damals Leutnant Boidol, der vorher als Oberleutnant und Kommandant einen U- Jäger auf Dreck gesetzt hatte. Hier arbeiteten sowohl Zivilangestellte als auch Offiziere, und unser OVD hatte hier sein Dienstzimmer. Das erklärt auch, warum wir alle Passierscheine für Tor II hatten. Wir mussten ja dauernd irgendwas erledigen.
Nun zu dem eigentlichen „Geheimnis“ unserer Einheit: Unsere Aufgabe bestand darin, bei Minenübungen der fahrenden Einheiten die Standortbestimmung auf See sicher zu stellen. Dazu hatten wir drei mobile Funkpeilstationen, die an bekannten Punkten aufgebaut wurden, meistens waren das die Leuchttürme. Wir hatten ca. 20 m Masten, die mittels Hilfsmast aufgerichtet wurden für die Antenne und manchmal noch einen Teleskopmast für UKW- Funk. Funksprache war wie den Pustern bekannt Russisch, ponjal? An einigen Leuchttürmen wie z.B. Warnemünde oder Wustrow waren die Antennen fest installiert. So konntet ihr, liebe Kameraden von den
MSR, euren Standort mittels Impulslaufzeitmessung bestimmen.
Bei Einsätzen bekamen wir die Schaltzeiten per Geheimorder und hatten immer jeder (meist 6 Mann) die Kalaschnikow und 30 scharfe! Schuss dabei. Ansonsten hatten wir dazwischen Freizeit (solche Einsätze gingen ja über mehrere Tage). Das war teilweise recht feucht- fröhlich und konnte bei Spontankontrollen der Fachoffiziere auch recht „teuer“ werden.
Durch den zwangsläufigen Kontakt mit den zivilen Leuchtturmwärtern ergaben sich speziell in W´münde verschiedene Möglichkeiten, Diensträume auch mal für andere Dinge zu nutzen, aber das ist eine andere Geschichte....
Martin